Wachstum und Diversifikation im „Wirtschaftswunder“
Mit dem Wiederaufbau in der Nachkriegszeit steigt die Nachfrage nach leistungsfähigen Instrumenten. Sartorius gelingt die wirtschaftliche Stabilisierung durch eine zügige Aufnahme des Exports und insbesondere durch die Waagenreihe Selecta – ein voller Erfolg in der Wirtschaftswunderzeit. 1958 wird die 100.000. Analysenwaage produziert, während allmählich die Elektronik Einzug in der Wägetechnik hält.
Die Membranfiltergesellschaft entwickelt sich zu einem rasch wachsenden Unternehmen und beginnt mittels einer eigens konstruierten Ziehmaschine die industrielle Fertigung von Membranfiltern.
1950 - 1968
1950 Bewährte Technologie in modernem Gewand
Mit Einführung der Modellreihe Selecta bricht Sartorius mit der Design-Tradition bisheriger Waagen. Das Holzgehäuse weicht einem leichteren, dem Stil der Zeit entsprechend rundlichen Leichtmetallgehäuse. Die Bedienelemente finden sich auf einer Ebene und erleichtern das Handling, der Nutzer sieht zudem nur eine Waagschale, da die zweite Waagschale verdeckt ist. Tatsächlich jedoch knüpft Sartorius mit der Selecta am technologischen Entwicklungsstand der Vorkriegszeit an: Bewährte Technik im neuen Gewand. Dem Absatz tut dies zunächst keinen Abbruch, dieser wird ab Ende der 1950er Jahre und mit dem erfolgreichen Markteintritts eines neuen Wettbewerbers allerdings zur zunehmenden Herausforderung.
1954 Pionierarbeit: Die erste seriell produzierte elektronische Waage
In der Frühphase elektronischer Waagen stellt Sartorius 1954 die weltweit erste seriell produzierte elektronische Waage her: die Electrono 1. Die auf der elektromagnetischen Kraftkompensation (EMK) basierende Waage zeichnet sich besonders durch eine geringere Störanfälligkeit gegenüber Erschütterungen, kürzeren Wägezeiten und einer vereinfachten Ablesbarkeit aus. Aufgrund des Produktdesigns wurde die Electrono auch als „Anhalter Bahnhof“ bezeichnet, nach dem bekannten Bahnhof in Berlin. Die Pionierarbeit bleibt im Produktportfolio jedoch ein Nischenprodukt.
1958 Weltweiter Export
Während der Zeit des Wirtschaftswunders baut Sartorius rasch den Export aus, der schon früher ein wichtiges Standbein des Unternehmens war. Außer zu Handelspartnern in Europa und den USA werden – trotz des Kalten Kriegs – auch geschäftliche Kontakte in sozialistische Staaten Osteuropas und andere Teile der Welt geknüpft. Die Analysenwaage Selecta wird dabei besonders im Ausland zum Verkaufsschlager und trägt erheblich zur wirtschaftlichen Stabilisierung von Sartorius in der Zeit des Wirtschaftswunders bei. Passenderweise ist die 100.000. produzierte Analysenwaage im Jahr 1958 eine Selecta.
1960 Mechanisierung der Membranfilterproduktion
Aufgrund einer stetig wachsenden Nachfrage nach Filtern, die inzwischen auch zur Trinkwasserkontrolle eingesetzt werden, entwickelt Sartorius eine „Ziehmaschine“ zur industriellen Fertigung von Membranfiltern und betritt bei der Entwicklung völliges Neuland. Die Ziehmaschinen bilden bis heute das Herzstück bei der Herstellung von Filtermembranen. Damalige Abnehmer der Produkte sind unter anderem die Getränke- und Lebensmittelindustrie, Laboratorien sowie Institute aller Art, Gesundheitsämter und Kliniken. Die Membranfiltergesellschaft entwickelt sich so zu einem substanziellen und rasch wachsenden Unternehmen.
1967 Sartorius-Werke: Von der AG zur GmbH
Ende des Jahres 1967 erfolgt die Umwandlung der Rechtsform des Unternehmens von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH. Am Ende der Wirtschaftswunderjahre kann Sartorius auf ein beeindruckendes Unternehmenswachstum zurückblicken. Verbunden ist diese Phase jedoch auch mit dem sehr erfolgreichen Markteintritt eines neuen Wettbewerbers, der sich als Hauptkonkurrent im Wägebereich etabliert. Um die Marktpräsenz zu steigern und der Nachfrage nachzukommen wird die Verkaufsorganisation laufend erweitert, sodass Sartorius im Jahr 1967 bereits Handelsbeziehungen in 130 Ländern unterhält. Zentrale Anlaufstellen sind zudem nationale wie internationale Industriemessen.