Zeit der Extreme: Entwicklungen für die Zukunft und Nationalsozialismus

Zeit der Extreme: Entwicklungen für die Zukunft und Nationalsozialismus

Im Jahr 1927 ist Sartorius Mitgründer einer Gesellschaft zur Herstellung von neuartigen Membranfiltern, deren Technologie stetig weiter erforscht und verfeinert wird. Diese erweist sich am Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Biotechnologie als Kern des heutigen Bioprozessgeschäfts.
In der Zeit des Nationalsozialismus profitiert Sartorius von der Rüstungswirtschaft und setzt während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter ein. Die Geschäftsführung stützt das Regime durch ihr systemkonformes Handeln. Dies führt zu Restriktionen unmittelbar nach Kriegsende, die allerdings ohne langfristige Folgen bleiben. Mit Horst Sartorius übernimmt 1947 die dritte Generation die Unternehmensleitung und den wirtschaftlichen Neuaufbau.

1927 - 1949

1927 Entwicklungen für die Zukunft: Die Membranfiltergesellschaft

Am 30. Mai 1927 wird die Membranfiltergesellschaft mbH von dem in Göttingen lehrenden Chemie-Nobelpreisträger Richard Zsigmondy, dem Unternehmer Wilhelm Sartorius und anderen Industriellen gegründet. Zunächst liegt der Fokus auf der weiteren Erforschung der von Zsigmondy und seinem Assistenten Wilhelm Bachmann entwickelten neuartigen synthetischen Membranfilter. Die Filter halten Partikel, Bakterien oder andere Krankheitserreger ab einer bestimmten Größe vollständig zurück.

1929 Tod von Richard Zsigmondy – Beginn der Kommerzialisierung von Membranfiltern

Richard Zsigmondy, der seine Patente in die Gesellschaft einbrachte und deren wissenschaftliche Leitung übernahm, verstirbt im Jahr 1929. Die Geschäftsführung liegt bei einem Schüler von Zsigmondy, gleichzeitig gewinnt neben der Forschung nun aber auch der Vertrieb an Bedeutung. Sartorius erhöht seinen Anteil an der Membranfiltergesellschaft, die 1938 zu einem vollständigen Tochterunternehmen wird. Es wird jedoch noch Jahre dauern, bis die Gesellschaft auf eigenen Füßen steht und nicht von den Erlösen aus der Wägetechnik mitfinanziert werden muss.

Mehr über die Zusammenarbeit

1933-1945 Sartorius im Nationalsozialismus

Sartorius hat sich intensiv mit der eigenen Rolle im Nationalsozialismus beschäftigt. Dafür hat der Konzern die Unternehmens- und Unternehmertätigkeit erstmals untersuchen und wissenschaftlich unabhängig aufarbeiten lassen. Die Ergebnisse der Studie wurden im November 2019 von Professor Manfred Grieger veröffentlicht. Demnach bildete das Geschehen bei Sartorius weitgehend die ökonomische Normalität im Nationalsozialismus ab: Sartorius profitierte von der Rüstungswirtschaft und dem Einsatz von Zwangsarbeitern und stützte durch sein systemkonformes Agieren das NS-Regime.

Mehr Informationen: Sartorius im Nationalsozialismus

1945 Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Wenige Wochen nach Kriegsende darf Sartorius den Betrieb mit zunächst 50 Mitarbeitern wieder aufnehmen. Neben notwendigen Aufräumarbeiten beginnt das Wiederanlaufen der Fertigung, die unter anderem durch Materialengpässe erschwert wird. Für einige Kompensation sorgt die hauseigene Tischlerei, die in dieser Zeit nicht nur Brutapparate und Waagengehäuse fertigt, sondern auch Tische, Schultafeln, Fenster und Türen herstellt und repariert. Das Kerngeschäft bleibt mit weitem Abstand aber Waagen.

1947 Die Dritte Generation

Nachdem sein Bruder Wilhelm Sartorius 1937 verstarb, übernahm Erich die alleinige Leitung des Unternehmens und begann seinen Adoptivsohn Horst Sartorius auf den Einstieg in das Unternehmen vorzubereiten. Nach 41 Jahren in leitenden Positionen bei Sartorius verstirbt Erich Sartorius 1947, und Horst Sartorius übernimmt in dritter Generation die Leitung des Familienunternehmens.

1948 Gleitlager – ein langjähriger Nebenzweig

In Göttingen wird die Gleitlagergesellschaft mbH gegründet und drei Jahre später in die Sartorius-Werke AG integriert. Gleitlager werden in Maschinen eingesetzt und sollen einen störungsfreien Ablauf ermöglichen. Dabei minimieren sie Reibung und nehmen hohe Lasten aus unterschiedlichen Richtungen auf bei hoher Genauigkeit und hohen Steifigkeiten. Die Produktion von Gleitlagern entwickelt sich in der Folge zu einem kleinen, aber recht profitablen Geschäftszweig, den Sartorius 2007 aufgrund der strategischen Neuausrichtung auf die Biopharma-Branche veräußert.

Nächster Zeitabschnitt 1950 - 1968

Mehr Informationen

icon-development-growth

Investor Relations

Mehr erfahren